20. Ausgabe 05.11.2015


Liebe Kunstfreunde!

Hess mohn Kieler Dreemasser sehn (Plattdeutsch) ? Wenn man einen Dreimaster-Segelschiff von Lyonel Feininger hernimmt, dann könnte man sagen: der hat aber den neuesten Schwimmscherz auf der Kieler Förde hyperrealistisch abgemalt. Die Kieler Förde mußte bekanntlich schon einige flotte Flottenanblicke ertragen. Aber dieses neue Geisterschiff eines wie auch immer gearteten Scheich – oder Oligarchengeistes steht dem Protz – und Prangverhalten des vergangenen Jahrhunderts in nichts nach. Es hatte sogar den Sprung ins Feuilleton der Süddeutschen Zeitung geschafft, die darin einen eigenen exterritorialen Staat erkennen konnte (s. Ausgabe Nr. 12).


Just an dem Liegeplatz habe ich vor Jahren für Sekunden die Finne eines Finnwals auftauchen gesehen. Welch ein Unterschied! Die Luft vibrierte von der mystischen Ausstrahlung des verirrten Wasserwesens, obwohl es „nur“ 17 Meter lang war.

Der technische Gegenpart sieht zwar aus wie ein verstromlinisierter Walfisch, ist allerdings fünfmal so lang. Segeln riecht auch so nach Öko – kein Öl und so. Vielleicht kann der Eigentümer kein Öl mehr sehen, weil er zuviel davon hat. Der Betrachter wird zur Ameise degradiert: „Du bist doch zu blöd, um einen Staat oder ein Finanzsystem auszusaugen!“ Ekelhaft.


Dennoch war ich neulich sehr ergriffen, als eine scriptolschwarze Wolkenwand hinter dem Wasser – UfO (Abkürzung UfO = Unmoralisches für Oligarchen) aufzog. Davor blitzten die riesigen Masten im Sonnenuntergang und schlitzten den Himmel in ein Triptychon auf, das einem Lucio Fontana alle Ehre gemacht hätte. Leider hatte ich meinen digitalen Aquarellkasten nicht dabei, darum füge ich als Premiere ein Erläuterungsfoto an, geschossen aus der Kunsthalle, die mit dem besten Ausblick weit und breit. So endet die Segelsaison mit einem geistlosen Geisterschiff ohne Segel und einem unsichtbaren Olligarchen als Eigentümer.

Herbstfarben satt wünscht!
Ben Siebenrock